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alles was vorher war...

Mit der Schilddrüsen-OP hat es begonnen, da dachte ich noch, alles käme in Ordnung.
Dann äußerten sich diese Symptome, und da nahm der Horror seinen Anfang. Schließlich kamen immer mehr Arztbesuche zu, und auch die Krankenhäuser blieben nicht aus.

Und alles was jetzt danach kommt, das schreibe ich hier nieder, denn mir wurde gesagt, ich leide unter einer psychosomatischen Ess-Störung... die sich als reine Angststörung entpuppt hat.

Montag, 25. November 2013

Hunger ist...

Hunger ist ein beißendes, schwarzes Loch


Sonntag, 24. November 2013

wenn ich mir was wünschen dürfte...

... was das wohl wäre? Man kennt ja altbekannterweise die Option, sich besser nichts zu wünschen, denn der Wunsch könnte ja in Erfüllung gehen. Doch ich habe einige Wünsche, oder nennen wir es lieber Sehnsüchte, die mich allerdings nicht aufrecht halten, wie sie sollten - so, das ich um ihretwillen weitermache - sondern die mich auf ihre Art und Weise verletzen.

1. ich möchte wieder normal essen können, ohne Schmerzen;
2. ich möchte befreit sein von der Angst und Hemmung in meinem Kopf;
3. ich möchte abends im Schneidersitz auf dem Sofa sitzen können, ohne Magenschmerzen und Kreislaufprobleme;
4. ich möchte mein Leben, wie es vor der OP war, zurück haben, damit ich endlich an all dem arbeiten kann, das ich in Angriff nehmen wollte (nach der OP, was mir ja jetzt verwehrt wird);
5. ich möchte endlich zu Kraft kommen, damit ich meinen geliebten Ralf nicht weiter in die Sorgen treibe und endlich wieder fähig bin, ihn zu unterstützen und ihm Kraft zu spenden;
6. ich möchte einen Arzt haben, der meine Sorgen und Ängste ernst nimmt und mir endlich mal einfach zuhört, um das komplette Ganze zu erfassen - und endlich erkennt, das ich nur teilweise einen psychischen Knacks habe, der Rest nämlich auf tatsächlichen körperlichen Problemen beruht (da es so ja begonnen hat: erst hat der Körper gelitten, und viele Wochen später wurde mir gesagt, ich hätte ein psychisches Problem);
7. etwas anderes trinken können als Wasser, z. B. Tee oder mal eine Zitronenlimo oder Cola, ohne das mir der Kreislauf wegsackt;

Ich denke, das war es wohl. Alles andere, das ist wohl zweitrangig. Frei atmen können, das wäre schön, endlich diesen Zwang loswerden, der sich nur noch ums Essen dreht, darum, Nahrung zu sich zu nehmen, um den Körper aufzubauen. Genug zu trinken (was ich jetzt eine Woche lang nicht getan habe, denn auch da haben die Ärzte mich ganz dusselig gequatscht), ohne darüber nachdenken zu müssen, ob ich nun ein Glas mehr oder ein Glas weniger Wasser getrunken habe. Das gehört alles noch zur 'Normalität', denn ein gesunder Mensch muß nicht darüber nachdenken, ob er nun 2 Liter oder 2,5 Liter Wasser getrunken hat. Und muß nicht nachdenken, ob er auf dem Sofa mal ein Stück Pizza zum Abendfilm ißt oder Chips, oder ob er sich lieber genüsslich einen Quark reinzieht.
Ich schon, ich muß über all das nachdenken, und das belastet mich sehr. Kaum setze ich mich auf's Sofa, ganz normal und mit dem Rücken angelehnt, spüre ich, wie sich der Magen verkrampt, schmerzt und mir der Kreislauf wegsackt. Mir wird schwindelig. Ach komm, das sind doch keine psychischen Symptome! Wieso und wann sollte ich eine Angst entwickelt haben, eine Panik, mich mal aufs Sofa zu hocken? Das ist lächerlich, liebe Ärzte!

... ich schweife ab. Für den Moment soll es das gewesen sein. Normalität, das ist wohl das Zauberwort, das wünsche ich mir. Ich möchte so sein, wie ich vor der vermaledeiten OP war. Frei, gelöst, locker, ein Kopfmensch zwar, aber glücklich.

Freitag, 22. November 2013

Tränen im Spiegel

Mittwoch beim Arzt: zuerst muß man endlos lange im Wartezimmer ausharren, bis man dann endlich in den Flur gerufen wird, um dort noch eine ganze Weile zu hocken. Jedenfalls hängt im Flur ein Spiegel... und ich saß diesem genau gegenüber. Ich habe es in den letzten Wochen, so gut es jedenfalls geht, bewußt vermieden, in den Spiegel zu sehen. Klar, wenn ich mich angezogen habe, mit all den Hemdchen, Pullis, Jäckchen, Pullovern etc., dann schaue ich mich an, denn dann sehe ich - bis auf das Gesicht - fast normal aus.
Diesem Spiegel beim Arzt konnte ich nicht entkommen. Das magere Gesicht starrte mich an, und plötzlich weinte es. Da waren Tränen im Spiegel, und ich war mir nicht bewußt, das ich es war, die da weinte.
Als Ralf fragte, was los sei, schüttelte ich den Kopf, versuchte krampfhaft ein Lächeln. So habe ich mich noch nie gesehen, und ich wünschte, es wäre einfach alles wieder normal, wie vorher auch.
Sicher, man mag meinen, sooo schlimm ist es noch nicht. Ich sehe es, ich spüre es, jede Faser meines Körpers schreit: "Das bin ich nicht! Das will ich nicht sein!" Selbstmitleid? Ich habe mich immer so gemocht, wie ich war, ob körperlich oder geistig oder seelisch... Nennt es, wie ihr wollt. Bin immer mit mir ausgekommen und will mich so zurück haben, wie ich vor dieser ganzen Sch*** war! Also ja, ich habe Selbstmitleid mit mir, denn warum auch nicht. Bedeutet nur, das man mit sich selber fühlen kann, und ich denke, wenn man immer um andere besorgt ist, ist dies in einer solchen schweren Situation mehr als gestattet.

die Überforderung der Ärzte...

Montag Morgen hatte ich einen Termin bei einer Ernährungsmedizinerin. Ich mach es kurz: die gute Dame, die weiß der Geier sich was eingefahren hatte, so seltsam wie die die ganze Zeit immer lachte, war wohl eher auf Kohle aus, als wirklich an die Störung rangehen zu wollen. Wir haben dann, mehr oder minder, rasch die Flucht ergriffen.
Daheim stellte sich uns dann wieder die Frage: was tun? Ich hatte Sonntag schon den gesamten Tag/Abend nur einen halben Keks "gegessen". Und Montag gar nichts. Dementsprechend dreckig ging es mir, der Kreislauf wollte nicht richtig und schlecht war mir auch. Also entschlossen wir uns, ins Krankenhaus zu fahren - mal wieder. Haben ja sonst keine Hobbys mehr, wie es scheint. Wir sind dann wieder ins JoHo - naja, andere Wahl hatten wir kaum, ist dieses Krankenhaus am nächsten und ich kann ja nicht so wie ich will. In der Notaufnahme, Anmeldung, kam nach kurzer Schilderung meines Falles eine Ärztin - gerade über 12 Jahre, würde ich sagen, nerv! Die hörte nur so ansatzweise zu und meinte dann: "Das ist aber kein Fall für's Krankenhaus, damit müssen Sie zu ihrem Hausarzt oder dem Magen-Darm-Arzt. Wir können da nichts machen. Sollte es nicht anders gehen, dann können Sie hier bleiben."
HA! Naja, Ende vom Lied: ich blieb dort. Ultraschall wurde gemacht, vom Magen, klar. Und natürlich kam nix bei raus. Ich bekam an dem Abend drei Mal einen Tropf angehängt: Flüssigkeit (Kalium/Calcium, weil der Wert, wie immer, zu niedrig war, kein Wunder bei einer SD-Überfunktion), Flüssigkeit (Ri-Lac, also echt nur Flüssigkeit) und später, so gegen halb elf, ein Mittelchen, das gegen Übelkeit wirken sollte.

Anderntags dann die Diagnose: ich leide unter einer psychosomatischen Ess-Störung. Aha. Das behaupten die Ärzte ja jetzt nun schon seit Wochen, körperlich wäre ich angeblich gesund - abgesehen von den SD-Werten eben, weil die Hormone ja noch net eingependelt sind. Ich habe mich gegenüber dem Neurologen und der Ärztin für Innere dahingehend geäußert, das ich eine Kur für angebracht hielte. Denn so langsam... ! Ja, meinte sie, da wäre ich schon tausendmal weiter als die meisten anderen ihrer Patienten. Ach, Mädsche, was interessiert mich das! Wir haben dann also letztendlich Dienstag 5 Stunden nur auf den Besuch vom Neurologen gewartet, dann konnten wir gegen halb sechs abends gehen. Immerhin knapp 8 Stunden nach dem Besuch des "Oberarztes" am Morgen, der mir ja schon mitgeteilt hatte, das ich Heim solle.

Ich glaube, die Ärzte sind nur deshalb der Meinung, ich habe mir das alles eingeredet und wäre selber schuld an der Misere, weil ihnen in ihrer schulmedizinischen Weisheit (oder eher Dumm- bzw. Faulheit) nix anderes mehr einfällt. Das es allerdings andersrum begonnen hatte - nämlich erst die körperlichen Beschwerden, die mich nicht mehr essen ließen, und dann erst der Kopf, den das belastet hat - das will wohl keiner wahrhaben.

Mittwoch waren wir dann beim Hausarzt. Der meinte hinsichtlich Kur: "Ja, ja, super, gut, machen wir. Da arbeitet dann die Zeit für uns." HÄÄÄ? Zeit? Also, lieber Doktor, ICH habe keine Zeit mehr! Die 30 kg, die ich in nicht mal 10 Wochen verloren habe, krieg ich so schnell nicht mehr drauf, und ich kann ja schon seit Wochen kaum noch laufen. Ich nehme im Schnitt um das halbe Kilo täglich (!) ab, also wo bleibt mir da noch Zeit? Boah, ich hab dermaßen die Schnauze voll von den Ärzten! Aber ich rege mich nicht auf, darf ich nicht, das schlägt mir ja sofort auf den Magen... und genau um den mach ich mir die meisten Sorgen. Und natürlich um meine Seele, die sich so anfühlt, als gehöre sie schon gar nicht mehr zu mir...

Überfordert, das muß mal klar gesagt werden, brauchen sich doch die Ärzte nicht fühlen! Die einzigen, die überfordert sein dürfen von dieser Katastrophe, das sind doch Ralf und ich, denn wir tragen das Leid täglich vor und mit uns rum...